Schnellerer Weg zum Ehrenamt Caritas stellt „Anpacker-App“ im Emsland vor
Von Heiner Harnack
Foto: Heiner Harnack
Neben Vertretern einiger Freiwilligenagenturen und Verbänden sowie Gemeinden präsentierten Reinhard Winter und Franz Loth (Bildmitte) die neue App für am Ehrenamt interessierte Menschen.
„Die Bereitschaft der Emsländer, sich ehrenamtlich zu engagieren, ist sehr groß“, brachte es Landrat Reinhard Winter auf den Punkt. Zudem sei das Angebot sehr vielfältig, sodass es nicht leicht sei, den Überblick zu behalten. „Die Anpacker-App ist für uns als Landkreis eine weitere Form, das Ehrenamt zu fördern“, meinte Winter. Hier werde man auch diejenigen erreichen, die nach einer Gelegenheit suchten, sich zu engagieren.
„Auf die App können Ehrenamtliche von allen aktuellen Smartphones und Tablet-Computern mit Android und iOS kostenlos zugreifen“, erläuterte Caritas-Direktor Franz Loth. Zudem könnten Vereine, Organisationen und Verbände kostenlos ihre Projekte in die Datenbank einstellen. Loth betonte, dass man von Seiten der Caritas die App bewusst optisch neutral gehalten habe, damit sich alle Anbieter angesprochen fühlten.
Das mittlere Drittel erreichen
Er freute sich, dass auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsarbeit schier unendlich viele junge Leute aktiv geworden seien. „Viele sind aber nicht mehr in den klassischen Schienen unterwegs, wenn es ums Ehrenamt geht.“ Früher seien Ehrenämter quasi vererbt worden, was heute nicht mehr der Fall sei. „Während ein Drittel aller Bundesbürger nichts machen will, ist aber ein Drittel aktiv“, sagte Loth. Spannend werde es, das mittlere Drittel zu erreichen.
Winter lobte, dass im Emsland bereits viele Freiwilligenagenturen und Koordinatoren unterwegs seien, die einen guten Überblick über alle Möglichkeiten hätten. Roland Knillmann von der Caritas betonte, dass die Nutzer immer Herren des Verfahrens blieben: „Die App zieht keine Daten. Lediglich der Standort wird bekannt“, so Knillmann. „Dann ist die ‚Anpacker-App‘ einfach zu bedienen und birgt keine technischen Hemmschwellen“, fügte Franz Loth an.
Geschicke selbst in die Hand nehmen
Der Caritas-Direktor zitierte aus der Emsland-Studie, warum gerade hier ein so großes soziales Engagement herrsche. „Die Leute sind bereit, sich einzusetzen, und es gibt ein sehr positives Selbstbild“, so Loth. „Hier nehmen sie die Geschicke selbst in die Hand und warten nicht darauf, dass andere kommen.“ Zudem gebe es eine hohe Solidität, was bei den mittelständischen Unternehmen beginne und bei der Verlässlichkeit der Emsländer ende.
Winter hakte hier ein und erwähnte, mit welcher großen Solidarität 2015 den Flüchtlingen begegnet worden sei. „Hätten wir damals das Ehrenamt nicht gehabt, dann wäre das nie zu bewältigen gewesen.“ Im Landkreis seien mehr Menschen untergekommen als in manchen anderen Ländern, konnte er sich einen Seitenhieb auf das eine oder andere EU-Mitglied nicht verkneifen. „Wir werden in Zukunft mehr Ehrenamt brauchen und nicht für alle Menschen im sozialen Bereich in den Dörfern Anbindungen halten können“, machte der Landrat auf den demografischen Wandel aufmerksam, der ein Mehr an ehrenamtlichem Engagement bedeuten werde.
Quelle: Meppener Tagespost vom 17.12.2017 online