Harener Tafel ist ein Erfolgsmodell

70 bis 80 Menschen kommen regelmäßig

Kunden stehen Schlange bei Harener Tafel

Von Matthias Engelken

 Haren. Jede Woche donnerstags öffnet die Harener Tafel ihre Pforten um 15 Uhr. Viele Kunden stehen dann bereits Schlange.

Seit zehn Jahren wird die Einrichtung jetzt in der Schifferstadt betrieben, die Zahl der Kunden ist hoch. 

„Gut 70 bis 80 kommen regelmäßig“, erzählt Marianne Ströer. Seit dem Startschuss vor gut zehn Jahren leitet sie die Einrichtung. „Ein Glücksfall für uns“, wie Annegret Schepers, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Haren, findet. „Es braucht solche engagierten Menschen, um eine solche Einrichtung zu betreiben“, sagt sie. Häufig sei Schepers vor Gründung der Einrichtung bei ihrer Arbeit auf Menschen gestoßen, die per Bus oder Bahn nach Meppen fuhren, um dort bei der Tafel einzukaufen. „

Konzept entwickelt

Für Produkte aus den Läden fehlte ihnen schlichtweg das Geld.“ Mit Blick auf die Zahlen waren für Schepers als auch für Harens Bürgermeister Markus Honnigfort klar, dass auch in Haren die Einrichtung wichtig sei. Gemeinsam mit dem Leiter der Freiwilligenagentur, Martin Schwill, und vielen weiteren Ehrenamtlichen wurde dann ein Konzept entwickelt, andere Tafeln besucht und am Ende Räumlichkeiten im Keller des Gemeindehaus der ev.-luth. St.-Johannis-Gemeinde bezogen.

Zahlreiche Umbauten

Unter dem Dach der Lingener Tafel gibt es die Harener Tafel nun seit einem Jahrzehnt. Zahlreiche Umbauten wurden bereits getätigt, der Eingangsbereich leichter zugänglich gemacht. Unterstützung finden die Ehrenamtlichen bei der Stadtverwaltung aber ebenso auch bei der katholischen und der evangelischen Gemeinde. Doch stets ist die Einrichtung auch auf private Spenden angewiesen. Sowohl in finanzieller Hinsicht als auch bei den Lebensmitteln. Regelmäßig werden diese von den Lebensmittelhändlern gesammelt. „Wir haben im Stadtgebiet glücklicherweise viele Händler, die uns Waren überlassen“, erzählt Ströer. Dazu kämen regelmäßige Spenden von Landwirten, die die Tafel mit frischen Eiern und Kartoffeln kostenlos versorgten.

Aktionen

Doch auch diverse Aktionen, wie etwa die Aktion „eins mehr“ der Pfadfinder und der Firmlinge kämen der Tafel zugute. Zudem sei das Spendenaufkommen in Haren noch immer hoch. „Das ist gut so, denn wir benötigen das Geld händeringend“, sagt Ströer. Nach ihren Berechnungen werden gut 250 Personen versorgt. 40 Ehrenamtliche arbeiten dazu in der Einrichtung, aufgeteilt in vier Gruppen. Und die Arbeit ist immens. Ankommende Ware muss sortiert und begutachtet werden, bestimmte Produkte in die Kühlschränke verfrachtet werden. Ebenso muss am Ausgabetag alles parat stehen. Die Kunden kommen dann einzeln hinein, werden betreut, äußern ihre Wünsche und zahlen zwei Euro pro Erwachsenen und 50 Cent je Kind  pro Einkauf. „Das ist auch wichtig fürs Selbstwertgefühl der Kunden“, sagt Ströer. Sie kommen häufig nicht nur, um die Lebensmittel zu erhalten, sondern auch, um mit den Ehrenamtlichen zu reden. „Viele erzählen uns von Problemen zu Hause, ihre Sorgen und Nöte. Wir versuchen immer ein offenes Ohr zu haben“, erzählt Ströer. Das Vertrauen ist auch deshalb da, weil alle Ehrenamtlichen einer Schweigepflicht unterliegen.

Hemmschwelle hoch

Noch immer sei bei einigen Mitbürgern die Hemmschwelle zu hoch, zur Tafel zu gehen. „Hier muss ein gesellschaftliches Umdenken stattfinden“, fordert deshalb Pastor Torben Rakowski. „Der Gang zur Tafel ist keine Schande“, lädt er ein. Er und die Mitstreiter der Tafel sehen ein hohes Potenzial an Bedürftigen in der Schifferstadt. „Viele Menschen gehen leider einer prekären Beschäftigung nach, das Einkommen reicht bei Weitem nicht für den Unterhalt“, weiß auch Martin Schwill. Neben der steigenden Altersarmut verzeichnet er eine Zunahme an Kunden, die zwar Arbeit hätten, aber durchaus bedürftig sind. „Auch sie sind herzlich eingeladen“, sagt er. Dabei würde lediglich der Einkommensnachweis benötigt.

Auch zukünftig wollen die vielen Mitarbeiter die Tafel ehrenamtlich betreiben. Allein schon, weil sie helfen können und es ab und an auch sehr schöne Erlebnisse gibt. So etwa eine dreifache Mutter, die sich für die Unterstützung in schweren Zeiten bedankte, als sie wieder eine gut bezahlte Stelle fand und nicht mehr auf die Tafel angewiesen war. „Das sind dann die Momente, für die wir arbeiten“, erzählt Ströer. Sie selbst und das Team der Harener Tafel hatten im vergangenen Jahr den Bürgerpreis der Stadt Haren für ihr Engagement erhalten. „Auch das war eine wohltuende Anerkennung für uns alle hier“, sagt sie. 

Quelle: Meppener-Tagespost vom 28.09.2017 online